Handheld-Scanner mit passenden Logistik-Apps gehören zu Standard-Werkzeugen in der SAP-Logistik. Im folgenden Leitfaden erfahren Sie, wie Sie ein erfolgreiches Projekt zur mobilen Datenerfassung (MDE) im SAP-Umfeld umsetzen. Viele Aspekte werden hier kompakt dargestellt und in weiterführenden Beiträgen vertieft - folgen Sie einfach den entsprechenden Links.
Mobile Datenerfassung in Logistikprozessen - ein Überblick
Buchungen in Echtzeit, transparente Bestände, fehlerfreie Prozesse - das Arbeiten mit Handheld-Scannern in Lager und Fertigung hat sich in vielen Unternehmen etabliert. Dabei gibt es rund um Projekte zur mobilen Datenerfassung (kurz: MDE-Projekte) verschiedene wissenswerte Aspekte, die wir hier beleuchten wollen, weil sie für "Ersteinführungen" genauso gelten wie für "Modernisierungsprojekte".
Bei der Digitalisierung in der SAP-Logistik gibt es zwar ganz unterschiedliche Ansätze: Vom Scanner-basierten Arbeiten mit Industrie-Handhelds und der mobilen Buchung in SAP über erweiterte mobile Lagerlösungen mit NFC und RFID-Technologie bis hin zu Pick-by-Voice oder vollautomatisierten Lagern mit hochkomplexen Lagerverwaltungssystemen. Allen gemeinsam ist allerdings, dass digitale Prozesse im Lager dem papierhaften Arbeiten deutlich überlegen sind.
Unser Fokus liegt hier auf klassischen MDE-Lösungen, die bei einer Vielzahl von Unternehmen mit SAP als ERP-System im Einsatz sind. Für diese lässt sich feststellen, dass die Einführung mobiler Datenerfassung für SAP-geführte Prozesse einen vergleichsweise einfachen und effizienten Weg darstellt, um die Lager- und Produktionslogistik zu optimieren. Hier seien nur einige Vorteile des mobilen Arbeitens erwähnt
- Kurze Einführungszeit: MDE-Lösungen lassen sich innerhalb von 2 bis 6 Monaten einführen – je nach Komplexität eines Projekts
- Geringe Kosten: MDE-Standardsoftware mit Prozessvorlagen braucht nur wenig Customizing.
- Nutzung von SAP-Standardprozessen: Mobile Scanner-Lösungen ermöglichen die Nutzung der vorhandenen Funktionsbausteine und Transaktionen.
- intuitiv und nutzerfreundlich: Mitarbeiter brauchen keine Schulungen für den Umgang mit dem klassischen SAP GUI, sondern sind nach kurzen Einweisungen in der Lage, mit dem Handheld im Lager zu arbeiten.
Wir stellen Ihnen die wesentlichen Themen eines MDE-Projekts im SAP-Umfeld vor. Sie reichen von der Auswahl der passenden Scanner-Software, über SAP-Technologien für mobile Datenerfassung, konkrete Scanner-Anwendungsfälle für unterschiedliche SAP-Module, Sonderanforderungen im MDE-Kontext bis hin zu verwandten Themen wie die Verwaltung von Mobilgeräten, Projektplanung und Umsetzung.
Inhalte
- Arbeiten Sie noch papierhaft - oder scannen Sie schon?
- Die passende Software für mobile SAP-Prozesse finden
- Offline oder nur Unterbrechung - ist das eine Frage?
- Welcher MDE-Ansatz passt zu Ihrem Projekt?
- Materialflüsse mobil dokumentieren (SAP MM)
- TA, Queues und Lagerplätze mobil im Blick (SAP WM)
- Lageraufgaben per Handheld bearbeiten (SAP EWM)
- Der Shopfloor macht mobil (SAP PP)
- Korrekt versenden (SAP SD)
- Abseits von SAP: Add-ons für MDE-Prozesse
- Mobile Endgeräte für jeden Zweck: Handhelds, Tablets, Stapler-Terminals
- MDE-Lösungen planen und implementieren
1. Arbeiten Sie noch papierhaft - oder scannen Sie schon?
Mobile Datenerfassung ist ein zentraler Baustein zeitgemäßer, digitaler Logistikprozesse. Gerade im SAP-Umfeld gehören Handheld-Scanner und entsprechende MDE-Software in zahlreichen Unternehmen zu alltäglichen Werkzeugen - genauso wie Gabelstapler oder Kommissionierwagen. Es gibt zwei wesentliche Ausgangssituationen, die wir in der Praxis antreffen, wenn es um MDE-Projekte in der SAP-Logistik geht:
- Erstmalige Einführung einer Scanner-Lösung
Ihr Unternehmen arbeitet noch papierhaft? Dann steht die Suche nach dem passenden Ansatz für eine Scanner-Lösung im Vordergrund.
- Modernisierung einer bestehenden Scanner-Lösung
Ihr Unternehmen setzt bereits eine mobile Lösung in der Intralogistik ein? In diesem Fall geht es meist vor allem darum, die Scanner-Lösung fit zu machen für zeitgemäße Hardware, die mobile Software nutzerfreundlicher zu gestalten oder neue Funktionen zu ergänzen.
Welche Vorteile der Umstieg auf digitale Kommissionierung haben kann, zeigt dieses traditionsreiche Schweizer Spital. Außerdem finden Sie hier das Beispiel eines weltweit tätigen Produktionsbetriebes, bei dem eine mobile Komplettlösung neu eingeführt werden konnte. Möchten Sie mehr zu einer erfolgreich umgesetzten Modernisierung im Bereich Versandlogistik erfahren, dann könnte das Beispiel dieses österreichischen Getränkefachgroßhändlers für Sie hilfreich sein.
2. Die passende Software für mobile SAP-Prozesse finden
Wie funktioniert eine mobile Logistik-App?
Mobile Datenerfassung folgt einem einfachen Prinzip. SAP ist und bleibt in aller Regel das führende System, in dem die zentrale Datenhaltung und Buchungen stattfinden. Beim Einsatz einer Intralogistik-App wird das SAP-System quasi ferngesteuert: Die App als solche besitzt üblicherweise nur eine begrenzte Anwendungslogik. Im Wesentlichen geht es darum, Daten im Rahmen mobiler Prozesse direkt am Arbeitsort zu erfassen und sofort in SAP zu verbuchen.
Die Erfassung der Daten erfolgt losgelöst vom klassischen SAP GUI über das mobile Gerät, z. B. ein Handheld-Scanner oder ein Stapler-Terminal, unter Verwendung optimierter mobiler Eingabemasken. Auf diese Weise können klassische Transaktionen wie die MIGO mobil genutzt sowie Standard-Funktionsbausteine (BAPI) oder individuelle Z-Bausteine aufgerufen werden. Stammdaten, Prozesslogiken, Nutzerrechte, Regelwerke etc. sind und bleiben im SAP-System angesiedelt.

Was muss mobile Software können?
Moderne MDE-Software unterstützt alle aktuellen Standardtechnologien im Bereich Datenerfassung. Im Bereich mobile Datenerfassung ist die Unterstützung von Barcode-Scanning eine solche Standardfähigkeit. Dazu kommt verstärkt die Software-seitige Verarbeitung von RFID- und/oder NFC-gestützten Prozessen. Zunehmend werden auch Kamerafähigkeiten in die Logistikprozesse integriert, sei es für die Fotodokumentation im Wareneingang als auch für die Texterkennung beispielsweise von Bestellnummern auf Lieferscheinen. Welche Technologie im Rahmen einer Scanner-Lösung eingesetzt wird, hängt immer vom Anwendungsfall und den gewünschten Prozessen ab. Am Ende stellen Mobilgerät und mobile Software ein Werkzeug für den Mitarbeiter in Lager oder Fertigung dar, das ein einfaches, intuitives und sicheres Arbeiten ermöglicht.
Ihre Prozesse - SAP-Standard oder individuell und flexibel?
Im Auswahlverfahren für eine mobile Scanner-Software spielen mehrere Aspekte eine Rolle. Wichtig ist hierbei der Blick auf die eigenen Prozesse - einerseits systemseitig im SAP, andererseits auf die physischen, gelebten Prozesse. Grundsätzlich lassen sich MDE-Projekte zwischen den Polen "standardnah" oder "customized" verorten. Diese Verortung kann einen Einfluss auf die optimale Software-Entscheidung für ein Projekt haben.
In jedem Fall lohnt es sich, unterschiedliche in Frage kommende Lösungsansätze zu vergleichen. Neben den SAP-nahen Ansätzen bieten spezialisierte Drittanbieter passgenaue und flexible Lösungen. In manchen Fällen können die Bordmittel von SAP bereits die Anforderungen an mobile Prozesse abdecken. Wer jedoch seine Vorstellungen an mobiles Arbeiten mit SAP flexibler umsetzen möchte, ist mit der Speziallösung oft besser bedient.
Darüber hinaus empfehlen wir, von Beginn an die relevanten Abteilungen – z. B. Logistik und ihre Unterabteilungen, Produktion, IT bzw. SAP Application Management, Qualitätsmanagement – in den Auswahlprozess miteinzubeziehen, um alle Interessen frühzeitig kennenzulernen und auszugleichen.
Logistik und Fertigung
Für die Fachabteilungen wie Logistik oder Produktion stehen die tatsächlichen Prozesse und Arbeitsabläufe sowie ihre Umsetzbarkeit in der mobilen Lösung im Vordergrund. Aus praktischer Sicht sind in einem Projekt neben den SAP-Funktionen insbesondere auch räumliche Gegebenheiten in Lager und Shopfloor, technische Systeme wie Liftsysteme, Waagen oder Maschinen u.a. vergleichbare Aspekte von Bedeutung. Auch die Frage, ob nur SAP-Prozesse mobilisiert werden sollen, oder ob auch Drittsysteme angebunden werden oder individuelle Anforderungen wie z. B. ein Notfallbetrieb umgesetzt werden, können je nach Unternehmen eine Rolle spielen.
IT und SAP-Anwendungsbetreuung
Bei Software-bezogenen Entscheidungen haben IT- bzw. die SAP-Verantwortlichen in der Regel ein Mitspracherecht. Hier verläuft das Spannungsfeld zwischen SAP-first Strategien und Best-in-Class-Lösungen für das jeweilige Einsatzgebiet – in diesem Fall für mobile Shopfloor- oder Warehouse-Prozesse.
Ein Beispiel: Die IT-Abteilung positioniert sich sehr SAP-nah und hat eigene Kapazitäten für die ABAP-Entwicklung aufgebaut. Dann wird die Entscheidung oft für eine Lösung fallen, mit der man die vorhandenen Ressourcen nutzen kann – eine aus IT-Sicht „nur“ standardnahe, dafür aber flexible Dritt-Anbieter-Lösung mit tiefer SAP-Integration wird dann mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in die engere Wahl kommen.
... hat eigentlich jemand an die Mitarbeiter gedacht?
Naturgemäß steht bei SAP-Lagerlösungen die reine Datenerfassung mittels Mobilgerät im Vordergrund. Die Mobilgeräte und die MDE-Apps müssen aber auch bedient werden. Tagtäglich. 8 Stunden pro Schicht. Durch die Mitarbeiter im Lager, in der Fertigung, im Versand. Eine optimierte mobile Nutzerführung ist dabei ein wesentlicher Faktor für den Erfolg eines MDE-Projekts und die dauerhafte effektive Nutzung. Unsere Erfahrung zeigt: Auch im SAP-Umfeld sind zeitgemäße, nutzerfreundliche Software-Lösungen für die mobile Datenerfassung in Lager und Produktion möglich.
Bei der Planung einer mobilen SAP-Anwendung sollten die folgenden 5 Punkte berücksichtigt werden:
- 1. Spezielle Oberflächen für robuste Geräte
- 2. Bedienung über Touch oder Tastatur ermöglichen
- 3. Handheld-Funktionen und Peripherie-Hardware vollständig integrieren
- 4. Formfaktoren verschiedener Geräte berücksichtigen
- 5. Einmal entwickeln und immer wieder verwenden
3. Offline oder nur Unterbrechung - ist das eine Frage?
Ja, in der Tat. Diese Frage wird in praktisch jedem Projekt von Seiten der Logistik oder Fertigungsleitung gestellt. In der Praxis - egal in welchen konkreten Szenario, ob im Lagerhaus oder draußen im Feld - ist ein reibungsloses Arbeiten essentiell. Technisch unterscheiden wir dabei zwischen kurzzeitigen Unterbrechungen, mit denen die MDE-App umgehen soll und echten Offline-Szenarien, in denen Mitarbeiter eine ganze Schicht ohne Datenverbindung arbeitsfähig sind.
Kurzzeitige Abbrüche puffern ...
Wird eine MDE-Lösung in der SAP-Produktions- oder Intralogistik eingesetzt, kommunizieren die Mobilgeräte in aller Regel über eine Wireless-LAN-Verbindung (WLAN) mit dem SAP-System. Solange die Verbindung stabil ist, können Daten ungehindert vom SAP zur Scanner-App und zurückfließen. Doch was passiert bei Internetausfällen, z. B. in einem ausländischen Werk und der damit verbundenen Unterbrechung der Verbindung zum heimischen SAP?
Schauen wir in ein typisches Lager mit seinen Regalkonstruktionen aus Metall, dann ist es völlig normal, dass WLAN-Signale nicht in jeden Winkel gelangen. Es kann also in WLAN-ausgeleuchteten Umgebungen zu kurzzeitigen Verbindungsunterbrechungen kommen. Die Ursache liegt primär in der Beweglichkeit der Mobilgeräte. Auch bei einer optimalen Funkausleuchtung kann ein Verlassen des abgedeckten Bereiches nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus können auch Störeinflüsse zu Verbindungsschwankungen führen.
Die Arbeit im WLAN wird dadurch meist nicht nennenswert beeinflusst, sofern die Software auf den Handheld-Geräten mit Verbindungsunterbrechungen umgehen kann. Wir nennen den Umgang mit WLAN-Abrissen ganz einfach "Unterbrechungs-Handling". Was verbirgt sich dahinter?
Zum einen stellt das Unterbrechungs-Handling einer mobilen Software sicher, dass bei kurzzeitigen Offline-Situationen die laufende Session erhalten bleibt. Zum anderen können damit Daten auf dem Mobilgerät auch bei längerer Nichtverfügbarkeit der Online-Verbindung erfasst werden, ohne sie jedoch zum Backend-System abzusenden. Ein späteres Absenden bzw. erneutes Absenden von Daten sind möglich. Der Mitarbeiter merkt also idealerweise gar nicht, dass die Datenverbindung im Hintergrund unterbrochen war und kann flüssig arbeiten. Lediglich im Falle einer Buchung müsste er einen ausgeleuchteten Bereich aufsuchen, um die Daten an SAP zu senden.
... vs. dauerhaftes Arbeiten ohne Datenverbindung
Auch echt offline-fähige Scanner-Lösungen lassen sich umsetzen. „Echt“ meint in unserem Sinne, dass das mobile Arbeiten mit dem Handheld auch über einen längeren Zeitraum ohne Verbindung zum SAP-System möglich ist. Voraussetzung ist ein Synchronisationsmechanismus und die Nutzung einer Middleware-Komponente, also eines zwischengeschalteten Servers. Dieser Server ermöglicht eine ein- oder zweistufige Synchronisation von Daten. Eine Stufe ist dann verantwortlich für die Synchronisation der Daten zwischen SAP-System und der Server-Komponente und eine zweite Stufe für die Synchronisation zwischen Server-Komponente und App.

SAP führend bei Stammdaten
Der in der MDE-Lösung eingesetzte einstufige- oder mehrstufige Synchronisationsmechanismus basiert auf regelmäßigen Datenabgleichen und Prüfsummen, so dass eine korrekte Übertragung von Daten zu jeder Zeit gewährleistet ist. Für die Verwaltung von Stammdaten und Lagerbeständen wird im Regelfall zu jeder Zeit SAP das führende System sein.
Mobile Software führend bei Bewegungsdaten
Für Daten, die aus SAP gelesen werden und bei denen eine Veränderung in der App vorgesehen ist, hat bei Offline-Lösungen die Serverkomponente die führende Rolle (schreibender SAP-Zugriff), wobei gleichzeitig auch für diese Fälle ein Konfliktmanagement vorgesehen sein sollte. Ein solches Konfliktmanagement kann in Fällen greifen, in denen im SAP und in der Lager-App konkurrierende Datenänderungen vorgenommen werden.
Protokollierung und Monitoring
Die Server-Komponente protokolliert alle Warenbewegungen und Buchungsvorgänge. Über eine Monitoring-Anwendung und definierte Filter können zum Beispiel fehlerhafte SAP-Buchungen angezeigt und korrigiert werden. Manuelle Aufwände können auf diese Weise deutlich minimiert werden.
4. Welcher MDE-Ansatz passt zu Ihrem Projekt?
In der SAP-Welt gibt es mehrere Wege, mobiles Arbeiten zu realisieren. Neben SAP-eigenen Technologien, die auf das originäre Ökosystem fokussieren, gibt es auch spezialisierte Drittanbieterlösungen, die mehr Flexibilität und die Anbindung weiterer Software- oder Hardware-Systeme ermöglichen bis hin zu Technologien, mit denen man seine mobile Anwendung selbst erstellen kann – sofern man dies möchte.
Fiori in der SAP Lagerlogistik?
SAP bietet originäre Oberflächentechnologien für den Zugriff auf seine einzelnen Module. Im Unterschied zum klassischen SAP-GUI, der für die Arbeit am Desktop-PC ausgerichtet war, bietet SAP mit dem Fiori-Ansatz ein zeitgemäßes Framework, das sich grundsätzlich auch für App-Lösungen nutzen lässt.
Für mobile Anwendungen in der Produktionslogistik oder im Lagerumfeld sind Fiori-Anwendungen nicht optimiert. Praxisbeispiele zeigen die Schwachstellen, die bei Versuchen mit der mobilen SAP-Technologie gemacht wurden, und die selbst von SAP-nahen Beratungshäusern kommuniziert werden:
- Es gibt keine Standard-Anwendung für Lagerprozesse mit Fiori und es ist auch keine Entwicklung solcher Anwendung für das SAP Warehouse Management / Stockroom Management vorgesehen.
- Aus einer eher technischen Perspektive betrachtet, werden von Fiori-Anwendungen große Datenmengen übertragen, die zu einer schlechten Performance führen.
- Das mobile Nutzererlebnis wird daneben von unerwünschtem Verhalten von Bildschirmelementen auf Mobilgeräten getrübt, z. B. durch Einblenden der Bildschirmtastatur an ungeeigneten Stellen im Prozess.
Unsere Einschätzung aus zahlreichen Gesprächen: Mit “Standard-Fioris" wird kaum ein Unternehmen seine Lagerprozesse abdecken können. Individuelle Fiori-Apps auf der anderen Seite erfordern Entwicklungsaufwand, der entsprechende interne oder externe Kapazitäten voraussetzt.
Mit “Standard-Fioris" kommen Unternehmen bei komplexeren und individuellen Anforderungen schnell an Grenzen.
CIO eines Unternehmens aus der chemischen Industrie
RF-Framework: Das etwas starre Standardgerüst von SAP
SAP bietet im Rahmen des Extended Warehouse Management mit dem Radio Frequency-Framework (RF) eine weitere Technologie, um mobile Datenerfassung in der Lagerlogistik umzusetzen. Das RF-Framework gibt einen weitgehend standardisierten Rahmen vor, der alle wesentlichen Standardprozesse in der Intralogistik abbildet, allerdings nur wenig Raum lässt für individuelle Prozessvarianten.
Flexibilität durch spezialisierte Software für Logistik-Apps
An diesem Punkt setzen Software-Lösungen an, die performante Logistik-Apps mit auf den Mitarbeiter in Lager oder Produktion zugeschnittenen, intuitiv bedienbaren Layouts bereitstellen. Die Integration in SAP erfolgt über Standardschnittstellen– wie zum Beispiel webservice-fähige Funktionsbausteine, oData Services oder den klassischen Remote Function Call (RFC).
Einige dieser spezialisierten MDE-Plattformen bieten auch die Möglichkeit, selbständig in die Entwicklung von Logistik-Apps einzusteigen. Das Spektrum der "Selbstentwicklung" reicht von einfachen Anpassungen bis hin zur Realisierung komplexer Anwendungen. Klar ist bei diesem Ansatz, dass hierfür interne Ressourcen bereitgestellt werden müssen. Und oft unterschätzt, aber nicht weniger wichtig: Das beste Tool ist nur dann sinnvoll eingesetzt, wenn es Know-how in der Entwicklung mobiler Anwendungen gibt.
Dass Firmen nach einer Schulungsphase durchaus in der Lage sind, Anwendungen selbst zu erstellen, zeigt dieses innovative Maschinenbauunternehmen.
Unabhängig von der präferierten Technologie kommt es letztlich auf passend modellierte Prozesse und deren technische mobile Umsetzung an. Im Ergebnis entstehen MDE-Lösungen - in manchen Fällen Browser-Anwendungen - zeitgemäßer Scanner-Apps, die ein mobiles Arbeiten in Lägern und Shopfloors ermöglichen. Die folgenden Abschnitte zeigen Beispiele mobiler Prozesse für typische SAP-Module.
5. Materialflüsse mobil dokumentieren (SAP MM)
Das SAP Material bzw. Inventory Management (SAP MM bzw. IM Modul) ermöglicht die effiziente Verwaltung und Steuerung der Materialflüsse eines Unternehmens. Das Potenzial von SAP MM wird dann erst richtig deutlich, wenn Buchungen nicht zeitlich versetzt und am SAP GUI erfolgen, sondern direkt am Arbeitsplatz zum Zeitpunkt des Vorgangs – etwa mit Hilfe eines Handheld-Scanners mit passender Logistik-App und direkter SAP-Anbindung. So kann sich erst gar kein Arbeitsvorrat für unerledigte MM-Buchungen im Lagerbüro auftürmen, sondern echte Transparenz geschaffen werden.
Mobile MM-Buchungen
Alle SAP-Standardprozesse lassen sich theoretisch mobil abbilden.
- Der gesamte Materialfluss vom Wareneingang über Materialbewegungen bis hin zum physischen Warenausgang wird durch zeitnahe Buchungen im Lager transparent und realistisch im SAP abgebildet.
- Die Bestandsführung im SAP bleibt durch eine konsequente mobile Bearbeitung von Umbuchen oder Inventurzählungen deutlich näher am IST-Zustand im Lager, als es mit zeitversetzten Buchungen möglich wäre.
- Darüber hinaus ist es möglich, beliebige weitere SAP-Transaktionen mobil aufzurufen und zu bearbeiten, z. B. Stammdatenänderungen oder mobile Erfassung von Bestellanforderungen.
Praxisbeispiel: So einfach kann eine mobile Bestandsabfrage auf Materialebene sein - die Daten findet die Scanner-App im SAP-Materialstamm. Der Clou dabei: Die Abfrage der Materialinformationen wird mit einer Ad-hoc-Zählung der Menge des Materials verknüpft:
6. TA, Queues und Lagerplätze mobil im Blick (SAP WM)
Für die Abbildung und Steuerung komplexerer Lagerstrukturen und -prozesse bietet die SAP das Lagerverwaltungsmodul Warehouse Management (WM) an. Die SAP hat den Support von SAP WM zu Ende 2027 abgekündigt. Vor dem Hintergrund, dass die SAP eine sukzessive Migration von Bestandslösungen auf SAP S/4HANA anstrebt, bietet sie ihren WM-Kunden übergangsweise als Alternative unter S/4HANA ein funktionell eingeschränktes LE-WM unter der Bezeichnung Stockroom Management an.
Die vielfältigen Möglichkeiten von SAP WM zur Lagerverwaltung und -steuerung lassen sich natürlich auch mobil bearbeiten.
- Strategien zu Einlagerung, Umlagerung oder Auslagerung auf Basis von Transportaufträgen können von den Lagermitarbeitern bequem mit mobilen Handhelds bearbeitet werden.
- Arbeitsvorräte werden queuegesteuert auf die Mobilgeräte der Mitarbeiter verteilt. Die Abarbeitung der Transportaufträge erfolgt strukturiert und einzelne Arbeitsschritte lassen sich per Barcode-Scan validieren.
- In der mobilen Kommissionierung beschleunigen Lager-Apps die Bearbeitung von Kommissionier-Aufträgen und helfen dabei, die Fehlerquoten zu senken.
- Über die mobile Software lassen sich außerdem Prozesse sinnvoll verknüpfen. So kann im Zuge einer Materialentnahme eine Nullkontrolle bzw. Restmengenkontrolle durch den Lagermitarbeiter erfolgen und die entsprechende Kontroll- bzw. Zählmenge an SAP zurückgemeldet werden. Auf diese Weise lässt sich eine permanente Stichtagsinventur in den Prozessablauf integrieren.
- SAP WM unterstützt darüber hinaus moderne Technologien wie RFID. Das mobile Arbeiten mit Handheld und Barcode-Scanning kann sich selbstverständlich in solch komplexere Prozessabläufe einfügen, in dem etwa der Druck von RFID-Etiketten mobil ausgelöst wird oder Daten von RFID-Etiketten ausgelesen und damit entsprechende Felder in der mobilen Software gefüllt werden.
Welche Optimierungseffekte durch die mobile Kommissionierung im laufenden Betrieb ganz konkret erreicht werden können, lässt sich anschaulich am Beispiel dieses Schweizer Premium-Weinhandels nachvollziehen.
Praxisbeispiel: Die Auslagerung von Materialien auf Basis von SAP-Transportaufträgen ist ein klassisches Beispiel für Materialbewegungen in einem SAP-geführten Lager. Der Einstieg kann über Auswahl eines TA oder mittels SAP-Queue erfolgen - optional lassen sich Spezifika wie Handling Units oder Seriennummern-Erfassung integrieren.
7. Lageraufgaben per Handheld bearbeiten (SAP EWM)
Komplexe und automatisierte Lagerprozesse setzen Unternehmen mit dem SAP Extended Warehouse Management (EWM) um. EWM ist seit 2005 auf dem Markt und wird von SAP als Nachfolger von SAP WM bzw. präferiertes Lagerverwaltungssystem unter S/4HANA positioniert. Im Rahmen seiner umfassenden Möglichkeiten zur Lagerprozesssteuerung sieht EWM auch mobile Datenerfassung vor. Diese kann auf Grundlage des integrierten hochstandardisierten Radio-Frequency-Frameworks (RF-Framework) oder flexiblen Drittsystemen umgesetzt werden.
Optimale mobile Lösung für EWM finden
Eine entscheidende Frage bei Nutzern von EWM ist regelmäßig, welche Technologie für das mobile Arbeiten passend ist. SAP verfolgt mit seinem RF-Framework einen pragmatisch-funktionellen Ansatz. Mobile Prozesse können am Mobilgerät bearbeitet werden – moderne User Experience und flexible mobile Prozessgestaltung werden jedoch vernachlässigt.
RF-Framework über ITSmobile kommt mit winzigen Feldern und Schriften...
SAP Application Manager eines Automobilzulieferers
Für SAP EWM-basierte Logistikprozesse können alternativ zum RF-Framework auch native App-Lösungen zum Einsatz kommen, die direkt mit SAP bzw. EWM kommunizieren. Diese basieren entweder auf den Standard-RF-Transaktionen oder sind von vornherein auf die unternehmensspezifischen Logistikprozesse angepasst. Ein Sonderfall, in dem eine Speziallösung zum Einsatz kommen kann, ist die Mobilisierung von EWM-Prozessen gemeinsam mit Prozessen anderer SAP-Module, z. B. in einem MM-geführten Lager, in einer integrierten Scanner-Lösung.
Gerade der letztgenannte Aspekt des Customizing spielt in der Praxis auf dem Shopfloor oder im Lager eine entscheidende Rolle: Die Effizienz der EWM-geführten Prozesse sollte sich auch in der MDE-Lösung widerspiegeln. Und zwar in Eingabeabfolgen und Oberflächen, die nutzerorientiert gestaltet und auf den jeweiligen Prozess fokussiert sind.
Praxisbeispiel: In einem EWM-geführten Lager wird die effiziente Kommissionierung über die Queue-Verwaltung abgewickelt. Neben einer freien Auswahl aus den verfügbaren Queues kann auch eine gezielte Zuweisung an Mitarbeitergruppen erfolgen.
8. Der Shopfloor macht mobil (SAP PP)
Mobile Datenerfassung ermöglicht in der Produktion einen Zugewinn an Schnelligkeit, Transparenz und korrekten Daten. Es bietet sich daher an, auch die mit SAP Production Planning & Control (SAP PP) gesteuerten Prozesse dort zu mobilisieren, wo die direkte Buchung von Rückmeldungen, Zeiten oder ähnlichen Daten einen Mehrwert für das Unternehmen bietet.
Die mobile Bearbeitung der Transporte auf die Produktionsversorgungsbereiche hat die Qualität der Materialbereitstellung deutlich verbessert.
Head of Production eines süddeutschen Metallverarbeiters
Mobile Rückmeldung von Fertigungsaufträgen
Die Materialflüsse zur Produktion - optional über die Zwischenstation Produktionsversorgungsbereich (PVB) - gehören zu den kritischen Prozessen eines Unternehmens. Umso wichtiger, dass die Versorgung der Produktion mit den richtigen Materialien in der passenden Menge zeitgerecht geschieht - und in Echtzeit gebucht wird. Eine SAP-integrierte Mobilanwendung, über die Mitarbeiter in der Lagerlogistik oder in der Fertigung ihre Tätigkeiten direkt dokumentieren, erhöht die Prozesssicherheit spürbar. Daneben verbessern mobile Fertigungsrückmeldungen ggf. in Kombination mit der Erfassung von Fertigungszeiten die Datenverfügbarkeit und erleichtern Folgeprozesse bzw. Auswertungen, z. B. die Berechnung von Leistungslohnkomponenten.
Praxisbeispiel: Die zeitnahe Rückmeldung in der Fertigung ist essentiell, um nachgelagerte Prozesse auszulösen - z. B. die Initiierung einer Qualitätsprüfung oder Prozesse in der Weiterverarbeitung.
Kanban mobil
Die Nachschubsteuerung insbesondere für die Produktionsversorgung kann mit mobilen SAP-Prozessen für Kanban-Behälter optimiert werden. Neben Statusabfragen eines einzelnen oder mehrerer Kanban-Behälter können verschiedene Varianten für die Statuswechsel realisiert werden. Der Statuswechsel eines Kanban-Behälters wird beispielsweise durch Erfassung der Behälter-ID per Barcode-Scan, OCR-Erfassung oder manuelle Eingabe eingeleitet; der Zielstatus dann automatisch oder manuell erfolgen. Sofern durch den Statuswechsel eine offene TA-Position im WM bzw. eine Lageraufgabe im EWM vorliegt, kann diese automatisch durch die mobile Software quittiert werden.
Poka Yoke und mobile Datenerfassung
Die Automobilindustrie ist bekannt für ihre sehr detaillierten und strengen Prozess- und Qualitätsanforderungen. Poka Yoke in der Produktion steht für strikte Qualitätsvorgaben. Auf diese Weise können Zulieferunternehmen die Anforderungen von Automobilherstellern transparent umsetzen. Das Prinzip lässt sich nahtlos in die mobile Datenerfassung mit SAP integrieren. Durch strikte Scanning-Vorgaben werden im Ergebnis Produktionsprozesse gegen Fehler abgesichert und die einzelnen Fertigungsschritte transparent in SAP dokumentiert
Mobile Zeiterfassung in der Produktion
Produzierende Unternehmen motivieren ihre Mitarbeiter regelmäßig durch Leistungslohn oder leistungsbezogene Lohnkomponenten. Grundlage für die leistungsbezogene Abrechnung in SAP ist eine möglichst exakte Erfassung von mitarbeiterbezogenen Produktionszeiten. Und diese mobile Zeiterfassung kann in eine Software zur mobilen Datenerfassung integriert werden. So können übergreifende mobile Lösungen realisiert werden, die nicht nur punktuell Bedarfe abdecken, sondern im Idealfall einzelne Funktionen auf Basis der Mitarbeiterrollen und individuellen Berechtigungen anbieten.
Dass sich durch die Kopplung der mobilen Zeiterfassung mit anderen Anforderungen wie etwa der mobilen Rückmeldung von Fertigungsaufträgen Synergieeffekte erzielen lassen, zeigt das Beispiel dieses innovativen Herstellers von Büromöbeln.
9. Korrekt versenden (SAP SD)
Mobile Datenerfassung im Zusammenhang mit SAP Sales & Distribution ist bei der Buchung von physischen Warenausgängen aus dem Lager, beim Verpacken und dem eigentlichen Versand von Bedeutung. Im Fokus steht hier in den meisten Fällen die Vermeidung von Fehllieferungen. Oder umgekehrt: Die Absicherung der Versandprozesse durch Prüfmechanismen und Warenausgangskontrollen.
Buchung von Packprozessen am Handheld
Die mobilen Prozesse zur Verpackung können sowohl das Management von freien Handling Units (HU) als auch von Handling Units im Kontext einer konkreten Auslieferung oder eines Transports umfassen. In der mobilen Software können in SAP angelegte Packvorschläge und komplette Packvorschriften übernommen werden. Ergänzend lassen sich auch Fotos von HU zu Dokumentationszwecken erstellen und an einem definierten Ablageort speichern.
Praxisbeispiel: Unten sehen Sie verschiedene Spielarten von Verpackungsprozessen - von der freien Erstellung einer Handling Unit mit oder ohne Packvorschrift bis zum SAP-geführten automatischen Packvorgang.
Mobile Versandkontrolle
Die Prozesse zur Verladung beinhalten die Kontrolle zum Warenausgang auf einem MDE-Gerät. Je nach SAP-Customizing kann der Lagermitarbeiter über eine konkrete Auslieferungsnummer, ein Versandelement bzw. eine Materialposition, Handling Units oder eine Transportnummer mobile Versandkontrollen durchführen.
Vorausgesetzt, der Versandprozess sieht eine Kontrolle vor, darf die Verladung erst nach Bestätigung am MDE erfolgen. Die entsprechende Buchung des Verlade- bzw. Transportstatus wird direkt am Verladeort in SAP durchgeführt. Interessant dabei: Die Statusänderungen in SAP kann die mobile Software im Hintergrund übernehmen - auf Grundlage definierter Algorithmen. Der Lagermitarbeiter kann sich währenddessen auf seine physische Tätigkeit und die Kontroll-Scans konzentrieren.
Bei der Umsetzung von Warenausgangskontrollen kann auch auf individuelle Gegebenheiten eingegangen werden, z. B. Cross-Scans von HU-Label und LKW-Rampen-Label, um die Verladung einer Palette in den korrekten LKW zu gewährleisten.
10. Abseits von SAP: Add-ons für MDE-Prozesse
Bislang war in diesem Beitrag im Wesentlichen von Scanner-Lösungen im Rahmen der SAP-Standardprozesse die Rede. Selbstverständlich lassen sich auch Z-Transaktionen mobil ansteuern und auch Drittsysteme wie Lagerlifte oder Waagen können mit der richtigen mobilen Software vom Handheld aus bedient werden.
MDE-Einbindung des Lagerlifts
Individuelle Prozessausprägungen erforderlich manchmal auch individuelle MDE-Lösungen, die im SAP-Standard nicht vorgesehen sind. Stellen wir uns vor, dass die Einlagerung von Kleinteilen in einem Lagerlift erfolgen soll. Klassischerweise würde der Lagermitarbeiter den Lift manuell bedienen und eine gewisse Zeit warten, bis das gewählte Lagerfach verfügbar ist.
Um diese Wartezeit zu überbrücken, ist es denkbar, den Lagerlift über die mobile Software anzusteuern. Transportaufträge (TA) mit Von- und Nach-Lagerplatz in einem Lagerlift werden dann etwa über die Server-Komponente der mobilen Software verarbeitet und so optimiert, dass die Abarbeitung von TA-Positionen, also die Entnahme oder die Einlagerung von Waren, ohne bzw. mit reduzierten Wartezeiten erfolgt.
Lagerleitstand ergänzt MDE-Lösungen
In Logistikszenarien mit einem erhöhten Koordinations- und Monitoringbedarf kann ein Lagerleitstand die mobile Datenerfassung ergänzen. Klassisches Beispiel ist der Einsatz eines Leitstandes in der Kommissionierung. Über eine solche, meist Browser-basierte Desktop-Anwendung, ggf. ergänzt durch eine grafische Plantafel, können Disponenten die Kommissionierung für Versand oder Produktion planen, die Auslastung der Lagermitarbeiter steuern, Prioritäten setzen und systematisch auf Eskalationen reagieren.

Die Auslastungsplanung und -steuerung führen die berechtigten Nutzer beispielsweise per Drag and Drop durch: Dabei können Transportaufträge aus dem SAP-System verwendet oder Aufträge manuell im Leitstand erzeugt werden. Die Empfänger der Transportaufträge erhalten diese in ihren Arbeitsvorrat und haben die Möglichkeit der Annahme und Ausführung sowie der Zurückrückweisung. Bei Erreichen von definierten Grenzwerten gibt es Warnhinweise und Eskalationroutinen.
Mobile Datenerfassung im Außenlager
Scannen im Außenlager ist eine Herausforderung. WLAN ist häufig nur lückenhaft oder gar nicht vorhanden, Paletten-Etiketten sind zu klein zum Scannen. Kommt noch Sonnenlicht ins Spiel ist der Frust schnell komplett: Der Laser-Zielpunkt des MDE-Geräts ist schlecht bis gar nicht zu erkennen, und Spiegelungen auf dem MDE-Bildschirm erschweren das Arbeiten. Doch es gibt Lösungen, um auch im Außenbereich eines Lagers effiziente Scan-Prozesse umzusetzen. Folgende Aspekte spielen für den Erfolg eines MDE-Projekts im Außenlager eine wesentliche Rolle.
- WLAN oder Mobilfunk
- QR-Codes in Mindestgröße
- Handhelds mit Long-Range-Scanner einsetzen
- Barcode-Erfassung optimieren
- Außenlichttaugliche Software
11. Mobile Endgeräte für jeden Zweck: Handhelds, Tablets, Stapler-Terminals
Zur mobilen Datenerfassung gehören nicht nur SAP als führendes System für alle relevanten Prozesse und die mobile Software als Werkzeug zur SAP-Fernsteuerung. Genauso wichtig ist die Auswahl passender Hardware für den jeweiligen Einsatzzweck und ggf. eine Lösung für die einheitliche Verwaltung der Mobilgeräte.

Mobilgeräte finden und auswählen
Die Vielfalt an robusten Endgeräten zur mobilen Datenerfassung im industriellen Umfeld hat in jüngster Zeit enorm zugenommen. In der Lagerlogistik oder der Produktion zählen neben Stapler-Terminals gerade Handhelds mit integriertem Scanner zu den am häufigsten eingesetzten Gerätetypen. Daneben kommen in weniger rauen Umfeldern teilweise auch robuste Smartphones zum Einsatz. Hier lohnt sich der Blick auf die mobilen Prozesse und die Arbeitsumgebung der Mitarbeiter, um die passenden Geräte für das eigene Unternehmen zu identifizieren. Und auch Optionen für spätere Wartungs- und Reparaturbedarfe von Handhelds oder Stapler-Terminals im Blick zu behalten.
Mobile Device Management
Es empfiehlt sich, in einem mobilen Projekt auch die Verwaltung und Pflege bzw. Kontrolle der mobilen Geräte frühzeitig zu bedenken. Dafür bieten sich so genannte Mobile Device Management (MDM) oder Enterprise Mobility Management (EMM) Lösungen an. Ein wichtiger Baustein sind solche Software-Lösungen in jedem Fall in Projekten mit einer hohen Zahl an Mobilgeräten, in Projekten, in denen die Mobilgeräte außerhalb des Unternehmensgeländes bewegt werden oder auch bei globalen Roll-outs.
Zahlreiche Anbieter sind am Markt verfügbar, zu den namhaften internationalen Anbietern zählen Soti, Sophos, MobileIron oder VMware Workspace One; daneben kann man auch auf verschiedene Anbieter im DACH-Raum zurückgreifen, z. B. Pretioso, Apptec360 oder Gdata.
12. MDE-Lösungen planen und implementieren
Die MDE-Projektierung und -Implementierung ist ein Investitionsprojekt, das Unterstützung verschiedener Fachbereiche im Unternehmen erfordert. Maßgeblich sind die Verantwortlichen der anfordernden Fachabteilung, oft Logistik- oder Produktionsleitung, und die IT-Abteilung sowie Spezialisten wie die Leiter von Wareneingang und Versand oder der SAP-Anwendungsbetreuer. Darüber hinaus braucht es vielfach die Mitwirkung weiterer Kollegen aus Schnittstellenbereichen. So wird mitunter der Einkauf in ein Projekt einbezogen sein oder auch die Rechtsabteilung und der Datenschutzbeauftragte.
Für die Projektierung und Implementierung einer MDE-Lösung sind hier einige kurze Hinweise zusammengestellt:
Kaufmännische Ansätze: Am Markt finden Interessenten unterschiedliche Preismodelle. Zum einen gibt es das klassische Modell, das den Lizenzkauf für Software und Nutzer und die Umsetzung eines Einführungsprojektes umfasst. Außerdem findet man auch die Bepreisung je mobilem Prozess sowie nutzungsbasierte Abrechnungsmodelle (Abo-Prinzip) mit geringer Anfangsinvestition.
Welche Gründe für eine solche Abo-Variante sprechen können, zeigt dieses innovative Anlagenbau-Unternehmen der weltweit operierenden Arvos-Gruppe,
Nutzungsumfang: Bei der internen Vorbereitung eines MDE-Projekts sollte genauer bestimmt werden, in welchem Umfang die künftige mobile Lösung genutzt wird. Dafür ist eine Auflistung der Standorte und jeweiligen Nutzerzahlen sinnvoll. Ebenso sollte geklärt werden, ob es werkspezifische Anforderungen gibt und ob die Software Benutzer-Rechte beachten soll.
Hardware: Prüfen Sie, ob es in Ihrem Logistikumfeld besondere Anforderungen gibt, die zu berücksichtigen wären. Zum Beispiel: Long-Range-Scannen (Hochregallager, Außenlager), Bereiche ohne WLAN-Abdeckung (Außenlager) oder Vorgaben für EX-Schutz-Geräte bzw. Desinfektionsmittelbeständigkeit.
Technische Voraussetzungen: Im Vorfeld der eigentlichen Implementierung sollten folgende technischen Bedingungen überprüft und gegebenenfalls geschaffen werden:
- Zugang zum SAP-Testsystem
- VPN-Zugriff
- Developer-Key für Unterstützung bei Webservice-Erstellung
- Bereitstellung eines Servers
- Beschaffung und Einrichtung eines Mobile Device Management Systems
- Involvierung eines IT-Dienstleisters
Projektplanung: Für die eigentliche Realisierung bzw. das Customizing einer Scanner-App können je nach Anzahl der mobilen Prozesse zwischen 2 und 6 Monaten eingeplant werden. Darüber hinaus ist für die Zeitplanung zu bedenken, dass vorgelagert auch noch folgende Projektschritte nötig sind: Interne Vorbereitung (Lastenheft, Budgetplanung, Abstimmungen Abteilungen etc.), Anbieterauswahl (Recherche, Angebote, Verhandlungen etc.) und Projektvorbereitungen (Infrastruktur, Zugänge etc.).
Implementierung: Ein beispielhafter Ablauf für eine Implementierung kann folgende Schritte umfassen:
- Workshop, Detailkonzeption und Freigabe.
- Umsetzung und Testphase inklusive Vorbereitung von Testdaten für Standard- und Edge-Cases.
- Datum des Go-live am Pilotstandort und Hypercare-Phase.
- Gegebenenfalls Zeitpunkte des Roll-outs an weiteren Standorten.
Vielen Dank für Ihr Interesse, Sie hören von uns.
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