Logistikprozesse entscheiden sich auf der letzten Meile. Dieser allerletzte Schritt in der Lieferkette bestimmt über Erfolg oder Scheitern auf dem Markt. Gerade auf dem umkämpften Markt in der Getränkeauslieferung – sei es im Großhandel oder beim Geschäft mit Privatkunden.
Ein hartes Geschäft
Viele Faktoren spielen für die effiziente Abwicklung der Getränkelogistik eine Rolle – intelligente und flexible Tourenplanung, die Bedürfnisse der Endverbraucher, schnelle Abwicklung der Touren und nahtlose Datenflüsse zwischen Warenwirtschaft, Tourenplanung und einer Fahrer-App.
Die sprichwörtlich letzte Meile steht auf der Digitalisierungsagenda vieler Unternehmen an besagter letzter Stelle. Dabei steigt gerade am Ende der Logistikkette der Kosten- und Zeitdruck permanent und die Logistiker haben immer weniger Spielraum zur Optimierung. Daher gilt es besonders, einen ganz genauen Blick auf diese entscheidende Meile zu werfen und alle dort stattfindenden Abläufe kritisch zu betrachten und gegebenenfalls zu optimieren.
Der Fahrer — ein entscheidender Faktor
Der letzte Lieferschritt in der Getränkelogistik – also die Auslieferung von Waren an verschiedenen Haltepunkten einer Tour – muss ganzheitlich als „letzte Meile“ betrachtet werden. Die Planung kann noch so gut sein – auf der letzten Meile drohen Störfaktoren, die die beste Disposition zunichtemachen können: übermäßiger Stadtverkehr, individuelle Bedürfnisse des Endabnehmers und andere unvorhersehbare Szenarien.
Dabei ist der Fahrer das Zünglein an der Waage. Ihm kommt eine entscheidende Rolle im Auslieferungsprozess zu. Er ist quasi der Jockey im Logistikrennen. Er liefert nicht nur die Ware aus, sondern ist auch Routenoptimierer, Kundenversteher, Abrechner, Beziehungspfleger und vieles mehr. Und dabei immer korrekt, verlässlich, schnell und genau.
Doch wie soll der einzelne Fahrer einer Flotte jederzeit diesem enormen Erwartungsdruck entsprechen? Ohne das richtige Handwerkszeug ist das kaum machbar. „Ich will dokumentieren können, welche Abladebedingungen ich manchmal bei Kunden vorfinde.“ oder „Keine lästigen Nachfragen von der Rückerfassung.“ sind nur zwei der Wünsche, die Fahrer mit Blick auf Ausliefer-Software äußern.
Neben den Fahrern gibt es weitere Sichtweisen auf die Auslieferprozesse und entsprechende Anforderungen. Die Antworten sind vielschichtig: Der Vertriebsbeauftragte sagt: „Ich will wissen, was sich täglich beim Kunden abspielt. Sind die Abladebedingungen schlecht oder gibt es andere Probleme? Das könnte in der nächsten Verhandlung sinnvoll sein.“ Und der Logistikleiter betont: „Standzeiten müssen permanent verringert werden, ebenso die Tourenplanung, hier kann ich viel rausholen. Mein Problem sind aber die vielen verschiedenen Geschäftsprozesse, wir brauchen eine flexible IT.“
Wie solche Anforderungen im konkreten Fall als MDE-Lösung umgesetzt werden, zeigen die beiden OntegoGL-Kundenbeispiele Getränkefachgroßhändler Del Fabro Kolarik und die Brauerei Park & Bellheimer.
Warten auf das Internet der Dinge?
Neue Verkehrskonzepte, die auf weitgehend autonomen LKW, Robotern oder Drohnen basieren, setzen eine Logistikrevolution voraus. Gesetze müssen angepasst werden, Verkehrswege geprüft und ganze Unternehmen vollständig digitalisiert werden. Ein weiter Weg und für viele ein Grund, das Thema auf übermorgen zu vertagen.
Doch ein Großteil der auftretenden Schwierigkeiten könnte ganz einfach vermieden werden. Das Smartphone ist das digitale Werkzeug der Stunde. Und es gibt mobile Lösungen für genau diese Logistikprozesse in der Getränkebranche, die viele der geäußerten Wünsche der beteiligten Personen schon heute erfüllen:
- durchgängige Datenflüsse gewährleisten
- manuelle Rückerfassung abschaffen
- Datenerfassung vereinfachen – gerade im Bereich Leergutrücknahme
- Einblicke in Prozessdetails gewinnen (z. B. Standzeiten!)
- Prozesse transparent dokumentieren (z. B. mit Fotos)
- gesetzliche Anforderungen z. B. beim Inkasso zu berücksichtigen (TSE)
Lösungen im Hier und Jetzt: automatische Schnittstellen und Prozess-Knowhow
Klingt einfach, ist es auch. Aber was heißt das nun im Detail?
Gut abgebildete Prozesse im ERP-System sowie - ganz wichtig - vollständige und gepflegte Stammdaten bilden die Basis, damit am Ende das volle Potenzial genutzt wird. Mit dem Ziel, Medienbrüche konsequent zu vermeiden und vollautomatische Schnittstellen zu schaffen, kann eine optimale Datendurchgängigkeit gewährleistet werden. Ebenso ist die Routenplanung und -optimierung von entscheidender Bedeutung für die Disposition.
Immer wieder gibt es trotz des Einsatzes von mobilen Endgeräten eine manuelle Rückerfassung von Daten. Die Gründe dafür sind vielfältig, vielerorts erschien es Unternehmen schlichtweg zu kompliziert, Prozesse bis ins letzte Detail zu digitalisieren. Doch die Mitarbeiter im Innendienst können viel sinnvoller eingesetzt werden als zum Abtippen von Lieferscheinen und Quittungen. Fällt dieser Aufwand weg, entstehen auch weniger Fehler und Rückfragen bei der Disposition und den Fahrern.
Im Leergut-Handling steckt Potenzial
Die Prozesse in der Getränkewirtschaft sind beispielsweise im Bereich des Leergut- Handlings komplex. Denn falsch erfasste Leergut-Gebinde und -Mengen kosten die Unternehmen bares Geld. Daher unterstützt eine moderne Fahrerlösung mit Vorbelegungen des Leergutblocks oder ermöglicht den Scan von EAN-Codes, um Gebinde eindeutig zu identifizieren.
Jedes Unternehmen entscheidet außerdem, welche weiteren Daten besonders wertvoll sind. Das können Fotonachweise für die Dokumentation schwieriger Abladebedingungen oder von kaputten Gebinden (Bruchware) sein, die bisher nicht auf die Kunden umgelegt werden können. Auch liegen erhebliche Potenziale in der digitalen Abwicklung von weiteren Spezialitäten der Branche, wie sich bei der Abwicklung von Heimdienst oder Abholergeschäft zeigt.
Bei Standzeiten, Abladezeiten und Störzeiten lohnt sich die Big-Data-„Sammelwut“. Die Verfolgung von Stopps einer Auslieferungstour deckt Optimierungspotenziale auf. Die Daten dafür kommen per GPS-Koordinaten, können aber durch direkte Aktionen des Fahrers in einer mobilen Anwendung erfasst werden. Sie sind dann für vielfältige Verwendungen im SAP oder einem Tourenplanungssystem verfügbar
An dieser Stelle finden sich oft Skeptiker bestätigt, die den Unternehmen dann Überwachung unterstellen und damit die Mitarbeiter – allen voran die Fahrer – unnötig verunsichern. Hier heißt es Transparenz zeigen. Die gesammelten Daten können über intelligente Auswertungen gemeinsam zwischen Disponent und Fahrer ausgewertet werden. Die gesammelten Daten werden also sichtbar und der Fahrer erkennt, wie ihm diese Daten bei der täglichen Arbeit helfen.
Unternehmen der Getränkewirtschaft können diesen Dialog aktiv moderieren, wenn sie den Fahrer als einen entscheidenden Faktor einschätzen. Das gilt natürlich auch für die Auswahl der Werkzeuge. Wird eine neue mobile Softwarelösung eingeführt, sollten sie mitentscheiden dürfen. Es gibt viele passende Endgeräte in jeder Preisklasse. Und mit einer guten Benutzeroberfläche und einfachem Handling wird eine hohe Akzeptanz wie von selbst geschaffen.
Nachhaltiges Mobility-Konzept
Strategien für mobile Anwender sahen in den letzten Jahren das Konzept des „Bring your own device“ oft weit vorne. Doch das ist zu kurz gegriffen. Das zunächst vielversprechend klingende Konzept – Investitionen können gespart, Softwareverteilung sogar über halböffentliche App-Stores erledigt werden – hat sich bei Logistikanwendungen bisher nicht durchsetzen können.
Warum? Das mobile Endgerät ist ein Arbeitsgerät wie jedes andere auch und unterliegt gewissen Rahmenbedingungen. Welche Faktoren bei der Wahl des Endgerätes eine Rolle spielen, haben wir in diesem Artikel zu passenden Endgeräten für Ihre mobile Scanner-Lösung kompakt zusammengestellt. Für den Einsatzbereich Außenlager lesen Sie hier unsere Hinweise zur mobilen Scanner-Lösung im Außenlager.
Zu den weiteren Rahmenbedingungen zählt, dass das Management eines bunten Endgeräte-Mixes die Kapazitäten der meisten Unternehmen der Branche übersteigt. Leistungsfähige Mobile-Device-Managementsysteme sind mit überschaubarem Investitionsaufwand implementierbar. Dabei hat der Schutz von Daten nach wie vor höchste Priorität und ist mittlerweile auch nicht mehr schwierig sicherzustellen. Außerdem lassen sich mit solchen Device-Managementsystemen auch die Bedenken bezüglich der Zweckentfremdung des Firmen-Smartphones zerstreuen. Denn die Sperrung von Funktionen auf App-Ebene ist ohne weiteres möglich und gehört zum Standard.
Digitale Intralogistik wagen
Im Vergleich mit anderen Branchen basiert die Intralogistik in der Getränkewirtschaft nach unserer Erfahrung vielfach noch auf klassischen Papierbelegen. Gleichzeitig werden die Vorteile digitaler Prozesse wahrgenommen und Digitalisierungsprojekte auf den Weg gebracht.
Ein Ansatz – gerade in der SAP-Logistik – ist die Einführung einer schlanken, mobilen Lagerverwaltung mit Funktionen wie sie bei Brauereien, Brunnen und dem Getränkefachgroßhandel erforderlich sind. Die Unternehmen, die in die Optimierung ihrer Intralogistik investieren, wollen in erster Linie
- die Kommissionierqualität steigern,
- schnellere SAP-Buchungen und dadurch höhere Bestandstransparenz sowie
- ein effizientes Fehlermonitoring und –Controlling erreichen.
Neben spezialisierten Branchen-ERP-Systemen setzen eine Reihe von Getränkeherstellern und -händlern auf SAP-Lösungen. Im Unterschied zu Branchen-ERP bietet SAP keine fertige Lagerverwaltung für die spezifischen Anforderung der Getränkewirtschaft. Dazu kommt der unterschiedliche Moduleinsatz bei den Unternehmen. Viele Unternehmen nutzen das Material Management und fahren gut damit, andere setzen das SAP Warehouse Management (Stockroom Management) ein oder organisieren die Intralogistik mit SAP EWM.
Darüber hinaus weicht das individuelle Customizing durchaus voneinander ab: Während einige Unternehmen etwa die Kommissionierung auf Basis von Kundenaufträgen abwickeln, nutzen andere Lieferungen oder Transporte als Trigger-Merkmal.
Voraussetzungen schaffen für Projekte in der Getränkelogistik mit SAP
Die bisher beschriebene Software und Hardware sind nur ein Teil in einem Digitalisierungsprojekt. Für einen kalkulierbaren und raschen Projekterfolg braucht es Vorarbeiten, die mehr oder weniger unabhängig von der Software und Hardware umgesetzt werden können. Hier einige Anregungen:
Stammdatenpflege in SAP: Sofern SAP MM eingesetzt wird, empfiehlt es sich, für jeden Artikel einen festen Kommissionierlagerplatz zu definieren. Dann kann die EAN in Form eines Barcodes der eindeutigen Identifikation eines Artikels im Rahmen der Kommissionierung dienen. Darüber hinaus sollte das Thema Chargenführung schon vor einem Projekt bedacht werden, so dass die Chargen in allen mobilen Prozessen durchgängig berücksichtigt werden können.
Virtueller Lagerort in SAP: Sofern Umlagerungen zwischen räumlich getrennten Lagern stattfinden, ist die Anlage eines virtuellen (Zwischen-)Lagerorts in SAP überlegenswert. Auf diese Weise erhöht sich die Bestandstransparenz bei Umlagerungen, beispielsweise zu einem Außenlager.
Übergabepunkt SAP an mobiles LVS: Im Rahmen eines Projektes ist der Triggerparameter in SAP zu definieren, ab wann ein Auftrag für die Kommissionierung durch das mobile LVS (Lagerverwaltungssystem) übernommen wird.
Erstellung eines WE-Etiketts: Bei der Vereinnahmung von Lieferungen sollte die Einführung unternehmensspezifischer Wareneingangsetiketten überlegt werden als Grundlage für alle relevanten Folgeprozesse. Denn Fakt ist: Im Wareneingang beginnt die Kommissionierqualität.
Spezielle Lagerplätze für Saisonartikel: Für Sonderartikel (gerade solche mit identischer EAN wie der Standardartikel) können im jeweiligen Lager entsprechende Lagerplätze vorgehalten werden, um Fehlpicks bei der Kommissionierung zu vermeiden.
Fazit
Logistikprozesse entscheiden sich auf der letzten Meile zum Kunden. Der elektronische Lieferschein und digitale Getränkelogistik optimieren dieses Ende der Lieferkette: Indem für Innendienst-Mitarbeiter der Aufwand der nachträglichen digitalen Erfassung von Papierbelegen entfällt, lassen sich bei Disposition und Fahrern Fehler und Rückfragen reduzieren. Aus Disponentensicht kann das Erfassen von Stand-, Ablade- und Störzeiten wichtige Optimierungspotenziale heben. Dem Vertrieb helfen Fotonachweise schwieriger Abladebedingungen dabei, entstandene Kosten besser umlegen zu können. Digitalisierungsprozesse erleichtern zudem die Kommissionierung, indem sie die Bestandstransparenz und Prozessverfolgung erhöhen.
Vielen Dank für Ihr Interesse, Sie hören von uns.
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